Somatisches Yin Yoga – Sanfte Regulation für Körper und Nervensystem
Somatisches Yin Yoga verbindet die beruhigende Tiefe des klassischen Yin Yoga mit Erkenntnissen aus der modernen Körpertherapie. Ziel ist es, das Nervensystem zu regulieren, Spannungen zu lösen und den Körper wieder als sicheren Ort zu erfahren. Besonders in stressreichen Zeiten hilft diese Praxis, den Kontakt zum eigenen Körper achtsam zu vertiefen – ganz ohne Druck oder Leistung.
Was ist Somatisches Yin Yoga?
Während klassisches Yin Yoga vor allem auf das Dehnen des Fasziengewebes und längeres Verweilen in passiven Positionen abzielt, richtet sich Somatisches Yin Yoga stärker auf das Fühlen und Spüren von Innen.
Der Begriff Somatik stammt vom griechischen soma = „Körper als fühlendes Wesen“. In der somatischen Praxis geht es nicht um äußere Form, sondern um innere Wahrnehmung. Durch achtsame, oft sehr kleine Bewegungen und bewusste Atemlenkung kann das autonome Nervensystem – insbesondere der Vagusnerv – in Balance gebracht werden.
Das Ergebnis: mehr innere Ruhe, Sicherheit und ein tiefes Gefühl von Geborgenheit im eigenen Körper.
Warum Somatisches Yin Yoga das Nervensystem stärkt
Somatisches Yin Yoga wirkt regulierend, indem es:
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den Parasympathikus aktiviert
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den Vagusnerv stimuliert
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die Herzratenvariabilität verbessert
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die Körperwahrnehmung stärkt
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das Nervensystem beruhigt und Schlaf fördert
Diese Effekte entstehen nicht durch körperliche Anstrengung, sondern durch achtsames Spüren, langsame Bewegung und emotionale Sicherheit – Schlüsselthemen moderner Trauma- und Nervensystemarbeit.
Eine Übung aus Stanley Rosenbergs Buch „Der Selbstheilungsnerv“
Ein schönes Beispiel für somatische Regulation ist folgende einfache Übung aus Stanley Rosenbergs Buch „Der Selbstheilungsnerv“, die du einfach mal ausprobieren kannst:
Übung zur Vagusnerv-Aktivierung:
Falte deine Hände und lege sie hinter den Kopf. Ohne den Kopf nach hinten sinken zu lassen, gib sein Gewicht sanft in deine Hände ab – fühle dich gehalten, getragen und geborgen. Die Daumen dürfen sich in die kleinen Grübchen rechts und links am Ende der Wirbelsäule legen, da wo die Wirbelsäule auf den Schädel trifft.
Dann schaue nur mit den Augen so weit nach rechts, wie es für dich angenehm ist – der Kopf bleibt dabei ruhig.
Bleibe in dieser Position, bis du eine sogenannte Entladungsreaktion bemerkst: ein tiefes Ausatmen, Seufzen, Gähnen oder verstärkte Speichelbildung.
Danach wiederhole die Übung nach links. Manchmal dauert es bis zu zwei Minuten, bis sich eine Veränderung zeigt.
Diese Übung kann helfen, das Nervensystem zu beruhigen, den Vagusnerv zu aktivieren und ein Gefühl von innerer Sicherheit und Ruhe zu fördern – die perfekte Vorbereitung für eine somatische Yin-Yoga-Sequenz.
Somatisches Yin Yoga in der Praxis
In einer somatischen Yin-Yoga-Stunde werden Asanas (Körperhaltungen) länger gehalten, aber der Fokus liegt weniger auf Dehnung, sondern auf Wahrnehmung.
Du lernst, wie sich dein Körper jetzt gerade anfühlt – ohne etwas verändern zu wollen.
Typische Elemente sind:
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sanfte Mikrobewegungen oder „Somatic Releases“
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Atemräume spüren statt Atem kontrollieren
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innere Sicherheit kultivieren
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Gefühle und Körperempfindungen wertfrei wahrnehmen
So entsteht Raum für tiefe Entspannung, emotionale Integration und Regeneration auf Zellebene.
Fazit – Achtsamkeit, Selbstheilungskräfte und innere Sicherheit
Somatisches Yin Yoga ist mehr als nur Dehnung – es ist eine Einladung, dich selbst auf einer tieferen Ebene zu spüren.
Durch achtsame Präsenz, Atembewusstsein und somatische Übungen wie die von Stanley Rosenberg aktivierst du deinen Selbstheilungsnerv und stärkst die Verbindung zu deinem Körper.
Diese Praxis führt dich Schritt für Schritt in einen Zustand von innerer Ruhe, Sicherheit und Geborgenheit – der vielleicht größten Heilungserfahrung überhaupt.

